«Das Produkt» und «Soll mir lieber Goya den Schlaf rauben…»

Zwei wahnwitzige Monologe an einem Theaterabend: 90 Minuten crazybanana!


DAS PRODUKT von Mark Ravenhill
Deutsch von Nils Tabert

SOLL MIR LIEBER GOYA DEN SCHLAF RAUBEN ALS IRGENDEIN ARSCHLOCH von Rodrigo García
Deutsch von Philipp Löhle

Spiel:  Marco Luca Castelli
Regie:  Felicitas Heyerick (Das Produkt), Achim Lenz (Goya)
Musik: Yves Peter
Ausstattung: Annina Schmid, Dani Gort
Produktion: chaga chaga productions und Klibühni, Das Theater
Foto: Julia Lombris

Ein Familienvater beschließt eines Tages, mit seinen zwei Söhnen, sechs und elf Jahre alt, sein komplettes Erspartes auf den Kopf zu hauen: 5000 Euro, die er über die Jahre hinweg mühsam zurückgelegt hat. Die Kinder wollen nach Disneyland Paris, der Vater jedoch hat andere Pläne: Drogen, Alkohol, Essen, Huren und ein Philosoph sollen ihm und seinen Kindern den Weg in die Nacht bereiten. Der Vater sorgt für das leibliche und geistige Wohl, besorgt Tortilla und Whisky, lässt Sloterdijk einfliegen, ruft ein Taxi und macht sich mit seinen Kindern auf ins Prado-Museum, wo sie angesichts der Gemälde von Goya ihre Existenz feiern… Mit «Soll mir lieber Goya den Schlaf rauben als irgendein Arschloch» hat Rodrigo García einen furiosen und tragikomischen Text geschaffen, in dem ein Mann mit dem westlich-zivilisierten Verständnis von Vergnügen und Genuss, mit einer kaputt-kommerzialisierten Krisen- und Scheinwelt abrechnet.

«Bridget Jones goes Dschihad» wäre vielleicht eine Formel, mit welcher der Produzent James die Schauspielerin Olivia für seinen neuen Film gewinnen könnte. Die Story: Amy, eine junge, global agierende Geschäftsfrau, deren Freund beim Anschlag auf das World Trade Center starb, verliebt sich ausgerechnet in den attraktiven Al-Qaida-Kämpfer Mohammed. Hautnah erlebt sie die Planung eines Selbstmordattentats auf Disneyland Paris. Sie verrät Mohammed an die Polizei, Mohammed wird verhaftet. Als Amy Fernsehbilder von seiner Misshandlung im Gefängnis sieht, wird auch sie zur Kampfmaschine… «Das Produkt» von Mark Ravenhill rechnet mit der Medienwelt ab, jener Maschinerie, die aus Profitgier alles filmisch ausschlachtet, was sich an den voyeuristischen Zuschauer verkaufen lässt: Sex, Gewalt, Action, ja sogar Terror. Dazu einen genialen Filmplot im Hinterkopf meinend, produziert sich auf der Bühne ein Einzelner – «Ego-Wichserei eines Produzenten», eines gefallenen Monopolisten, der einst die großen Kisten besetzt hat, ein ehemaliger Cäsar der Filmbranche, ein Harvey Weinstein par excellence.

 

Aufführungsrechte:

Rowohlt Theater Verlag (Das Produkt)
Henschel Schauspielverlag (Goya)